Die anfänge
"Das geht total einfach. Das geht total schnell."
Seit Wochen bekamen wir diese 2 Sätze zu hören. Manchmal schenkten wir ihnen Glauben, manchmal trieben sie uns in den Wahnsinn.
Anfang März 2017 kam meine beste Schnute mit einer Idee auf mich zu. Die Eröffnung unserer eigenen Hebammenpraxis. Relativ schnell und mit einem Stück Naivität stimmte ich zu. Es war schließlich unser Traum. Ein Traum, den wir seit der Ausbildung zusammen träumten.
Nach einer nervenaufreibenden Suche fanden wir unsere Praxis. 108qm. 3 Räume. Ich konnte mir absolut nichts darin vorstellen. Ich hatte keinerlei Inspiration.
Doch zum Glück habe ich einen Motivator. Er versprach mir Großes.
Meine Schnute hat zum Glück auch einen dieser Spezies an ihrer Seite. Einen ebenso talentierten Handwerker und Kreativkopf.
Mit der Zeit kam ein Konzept und mit dem Konzept kamen viele wunderbare und fast schon unmögliche Ideen.
Baumarkt und Fastfood
Ab sofort verbrachten wir 4 nahezu jede freie Minute auf unserer kleinen Baustelle. Den Rest der Zeit fand man uns entweder auf Arbeit, im Baumarkt (ich kenne mittlerweile jedes Regal und jeden Mitarbeiter dort) oder bei Ikea.
Einen Überblick über die unzähligen Amazonbestellungen habe ich komplett verloren.
Unsere Ernährung bestand hauptsächlich aus Döner, Pizza oder Bockwürstchen aus dem Wasserkocher.
Eine Sitzgelegenheit zum Runterklappen, ein beleuchtetes Logo, eine selbstgebaute Garderobe, Fachwerk mitten im Raum… Es ging von einer Kuriosität zur nächsten.
Zum Glück konnten wir zwei Hebammen den Herren auch einige Dinge abnehmen. Wir mühten uns zum Beispiel vier Stunden am Zusammenbau des Wickeltisches ab (hätten wir doch nur einen von Ikea genommen), schnitten Schaumstoff und dessen Stoff zu und waren für Verköstigung, Sauberkeit und einige Handlangerarbeiten zuständig.
"Das geht total einfach. Das geht total schnell." Die Lieblingssätze unserer Kreativköpfe.
Immer wenn etwas schief lief oder nicht funktionierte, erinnerten wir sie an diese Worte. Diese Gelassenheit konnten wir nicht verstehen. Sie nahmen sich unglaubliche Dinge vor und wir konnten uns nicht vorstellen, dass sie das in der kurzen Zeit alles umsetzen würden. Doch sie schafften es.
Wir schafften es.
Und so eröffneten wir nach 6 Wochen voller Freude, Angst, Erschöpfung und Aufregung unsere Hebammenpraxis Herzklopfen in Leipzig.
14. Oktober 2017. Der Tag auf den wir eigentlich schon seit Jahren hinfieberten, war endlich gekommen. Um 5 Uhr morgens klingelte der Wecker und ich fragte mich, wieso ich mir das eigentlich antue. Doch schon 2 Stunden später stand ich wach und gut gelaunt Schnittchen schmierend in unserer Praxisküche. Mit Aufregung im Herzen und Nervosität in den Beinen. Allgemeine Unruhe machte sich breit. Wir konnten es überhaupt nicht einschätzen. Kommen nur 13 Leute oder wird es ein komplettes Chaos? Was wird das heute für ein Tag?
Es war ein wundervoller Tag. 22 Grad, strahlender Sonnenschein. Punkt 10 Uhr ging es los. Viele neugierige Besucher kamen vorbei und füllten die (mittlerweile 5) Räume mit Leben. Inmitten von einem leckeren Buffet und umringt von liebgewonnenen Menschen standen zwei Hebammen. Glücklich, müde und voller Stolz.
Mit den richtigen Leuten um sich, einer Portion Mut und ordentlich viel Leidenschaft ist es möglich aus einer kleinen Idee etwas ganz Wundervolles zu schaffen.
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Constanze Koschorz (Sonntag, 18 November 2018 11:29)
Liebe Friederike und Elisa, ich habe gerade eure Seite angeschaut und bin sehr berührt, eure Geschichte ist sehr ergreifend und eure Website ist wirklich sehr sehr schön.
Eine kleine Anregung und Bitte habe ich (berufspolitisch gesehen), könntet ihr euch vorstellen den Programmpunkt Nachsorge in Wochenbettbetreuung umzubenennen?
Viele Liebe Grüße und weiter ganz viel Erfolg wünscht euch eure Kollegin Constanze Koschorz
constanze@koschorz.de